Jungen die spielen

Kurz nach neunzehn Uhr. Ich fotografiere die Dschungelbilder im U-Bahnhof Hermannstraße. Vier Jungen, zwölf, vielleicht dreizehn Jahre alt, in dünnen Camouflage-Anzügen und Nikes, haben sich vor der Kälte und Dunkelheit draußen nach unten in den grell beleuchteten U-Bahnhof zurückgezogen und üben dort jetzt Gangsterposen. Zwei von ihnen haben Spielzeugpistolen dabei, für die sie mir eigentlich schon zu alt scheinen. Während ich fotografiere, beschiessen mich die Jungen mit weißen Plastikkügelchen. Die Geschosse prallen wie Hagel von meinem Daunenmantel ab und rollen über den Bahnsteig auf die Gleise. Der Beschuss ist eindeutig als Provokation gemeint. Ich gehe nicht darauf ein. Nach ein paar unentschiedenen Augenblicken wenden sich die Jungen wieder einander zu. „Polizei, Papiere!“ brüllt der Magerste von ihnen und baut sich mit Pistole im Anschlag vor den anderen auf. Später sitzen sie nebeneinander auf einer Bank, breitbeinig lachend, die Arme umeinander gelegt und machen Selfies von sich mit gezückten Knarren.